Einführung
Diese ReproducibiliTEA Sitzung befasst sich mit Open Access Modellen für Publikationen in der Forschung. Es geht darum, wie Autoren ihre Werke gratis, fair und öffentlich zugänglich machen können und dabei die Rechte an ihren Veröffentlichungen behalten. Dieser Blogartikel gibt zunächst einen theoretischen Überblick über die Handhabung von Open Access und Open Science in der Linguistik, basierend auf dem Vorbereitungstext für diese ReproducibiliTEA Sitzung (Andringa et al., 2024). Die folgenden Abschnitte des Blogposts werden verschiedene Open Access Modelle und insbesondere Diamond Open Access vorstellen.
Theoretische Hintergründe
Im Allgemeinen kann Open Science als Art der Veröffentlichung, die Forschungsressourcen gratis und öffentlich zugänglich macht, definiert werden (Andringa et al., 2024: 2). Darüber hinaus sollen diese Veröffentlichungen leicht auffindbar und ohne Einschränkungen wiederverwendbar sein (Andringa et al., 2024: 2). Obwohl die Anwendung von Open Science zwar mehr und mehr Anklang und Verwendung in der Linguistik findet, sind Open Science Veröffentlichungen nicht automatisch für jeden gleichermaßen zugänglich (Andringa et al., 2024: 1). Open Science wird zunehmend kommerzialisiert (Andringa et al., 2024: 1) und noch immer gibt es systematische Ungleichheiten hinsichtlich des Zugriffes auf Werke, die eigentlich unter dem Begriff Open Access veröffentlicht werden (Andringa et al., 2024: 1). Diese Ungleichheiten können nur mit Hilfe des sogenannten Diamond Open Access Publishing Modells beseitigt werden (Andringa et al., 2024: 2).
Hauptaussagen des Gastvortrages
Die Veröffentlichungsindustrie nutzt verschiedene Veröffentlichungsmodelle. Je nachdem welches Modell genutzt wird, entstehen entweder hohe Kosten für den Autoren, oder die Leser.
Modell | Nachteil |
---|---|
Subscription Journal | Gebührenzahlung durch Leser oder deren Institutionen |
Gold Open Access | Gebührenzahlung durch Autoren oder deren Forschungsinstitute |
Green Open Access | Keine Gebühren, Veröffentlichung kann bis zu einem Jahr dauern |
Beim sogenannte “Subscription Journal” Modell zahlen Foschungsinstitutionen hohe Gebühren an einen Verlag, um Zugang zu dessen Veröffentlichungen zu erhalten. Daneben gibt es das sogenannte “Gold Open Access” Modell, bei dem allerdings Autoren oder Institutionen dafür zahlen müssen, dass ihre Artikel Open Access veröffentlicht werden. Ein weiterer Open Access Ansatz ist “Green Open Access”, bei dem weder für die Leser, noch für die Autoren Kosten entstehen. Allerdings kann es bei diesem Open Access Modell bis zu einem Jahr dauern, bis ein Artikel veröffentlicht wird.
Im Gold Open Access Modell können die Kosten für die Veröffentlichung eines einzelnen Artikels bis zu 11.000 € betragen.
Die Lösung, die Martine Grice in ihrem Vortrag schildert, ist das Diamond Open Access Model.
Im Kern ist Diamond Open Access:
- gratis für Leser
- gratis für Autoren
- peer-reviewed
Außerdem behalten die Autoren die Rechte an ihren eigenen Werken.
Doch warum genau benötigt die Linguistik Diamond Open Access Modelle? Diamond Open Access fördert Prinzipen sozialer Gerechtigkeit, Gleichheit für Zugänge zu Bildung und Wissen, wie auch die Inklusion von margialisierten Gruppen. Zuletzt geht es aber auch darum, finanzielle Hürden für Forschende zu beseitigen.
Folgende Zeitschriften wurden im Vortrag erwähnt. Sie nutzen gezielt Diamond Open Access Modelle für ihre Veröffentlichungen:
- Glossa (früher Lingua)
- Syntactic Theory and Research (STAR)
- Zeitschrift für Sprachwissenschaft
- Laboratory Phonology
Außerdem gibt es LingOA eine Stiftung für Diamond Open Access Zeitschriften in der Linguistik, die 45 weitere Journals umfasst.
Diskussionsrunde
Einer der spannendsten Aspekte, der in der Diskussuionsrunde aufgegriffen wurde, war die Frage, mit welcher Rechtfertigung Verlage so hohe Gebühren für eine Veröffentlichung verlangen. Schließlich sprach Grice von bis zu 11.000€, die für Autoren fällig werden können. Das kuriose hierbei: Verlage haben oft überhaupt keine Rechtfertigung dafür, so hohe Preise zu verlangen.
Die Universität zu Köln hat eine Initiative, die versucht Initiativen für Open Source Publikationen zu unterstützen. Diese Initiative nennt sich OJS (Open Journal Systems). Ein Vertreter der Universitätsbibliothek war ebenfalls bei der Sitzung anwesend und stand für Fragen zu diesem Thema zur Verfügung.
Offene Fragen - persönliche Gedanken
Im Allgemeinen ist mir durch diesen Vortrag bewusst geworden, wie kapitalisiert Wissenschaft eigentlich ist. Dass Verlage abertausende von Euros anfordern, um Artikel zu veröffentlichen, die doch eigentlich der Bildung und der Forschung dienen sollen, hat mich schwer schockiert. Der Vortrag hat mich darin bestärkt, mich weiter mit Open Science und Diamond Open Access auseinander zu setzen, und Diamond Open Access Anbieter gezielt zu unterstützen.